Der Rat der Stadt Osterode hat in seiner Sitzung vom 20. Juni 2017 einstimmig die Verwaltungsvorlage zur Aloha-Sanierung beschlossen, die den Auftrag an die Planer enthält, das vorgestellte Konzept einer umfassenden Sanierung des Bades mit Schließung der Sauna während der Bauzeit und Aufgabe des Aloha-Inn zugunsten einer integrierten Gastronomie auszuarbeiten und eine Kostenschätzung vorzulegen.

Lesen Sie im folgenden die Rede des Fraktionsvorsitzenden Jörg Hüddersen dazu:

Sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender, Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bürgerinnen und Bürger,

die heutige Entscheidung zur Aloha-Sanierung ist die dritte in einer Reihe von Entscheidungen, die jedes Mal ein Stück konkreter werden. Nach der notgedrungenen Schließung des Schwimmerbeckens im Hallenbad im Jahr 2015 haben wir nach Ausschreibung und Planung etwa ein Jahr später Ende September des vergangenen Jahres ein erstes grobes Konzept vorgestellt bekommen. Wir haben uns dann dafür entschieden, eine umfassende Sanierung anzustreben und die Planer beauftragt, hierfür weitere Details auszuarbeiten.

Diese Arbeit hat sich nun etwas hingezogen, aber wir können heute bereits sagen, dass die Entscheidung vom vergangenen Jahr die Richtige war: Nach und nach tauchten nämlich immer weitere Fragen auf, die geprüft werden mussten und die Einschätzung, es hätte die Reparatur des Hallendaches und des Schwimmerbeckens im Freibad ausgereicht, erwies sich als nicht richtig. Ich will das kurz am Beispiel der Lüftungsanlagen erläutern: wir wussten, dass die vorhandenen Lüftungsanlagen an der Obergrenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen waren und dass die Belüftung der Dachkonstruktion über dem Mehrzweckbecken nicht ausreichend ist. Nun sind Lüftungsanlagen nach den aktuellen Bauvorschriften und den allgemein anerkannten Regeln der Technik aber deutlich größer als die alten, die wir haben. Wir reden im Moment beispielsweise von mehreren Elementen von 4m Höhe und 15m Länge. Vielleicht hätten wir irgendetwas zurechtbasteln können, das das Einzelproblem über dem Mehrzweckbecken löst, aber beim ersten Ausfall einer anderen Komponente der Belüftungsanlage hätten wir das gleiche Platzproblem wieder und die notwendigen Kompromisse würden mit jedem Mal schwieriger und teurer. Daher ist der vorgeschlagene Weg, die Technik in einem neuen, ausreichend dimensionierten Gebäude zusammenzuziehen und die Lüftung auf das Dach zu stellen, genau der richtige.

Außerdem sind einige der Anlagen wie das Blockheizkraftwerk und die Heizkessel bereits am Ende ihrer normalen Lebensdauer angekommen. Wenn wir sie jetzt nicht erneuern, müssten wir zumindest Rücklagen bilden, um sie in den nächsten paar Jahren zu ersetzen. Das ginge wieder mit einer umfangreichen Baumaßnahme einher und wäre nur mit technischen und räumlichen Kompromissen möglich. Kurzum: wenn wir das Bad in den nächsten Jahren nicht in einen - ich sag's mal so salopp - verbastelten Altbau verwandeln wollen, müssen wir die Gelegenheit nutzen, es jetzt in einem Kraftakt komplett zu sanieren. Wie schwierig es ist, die Kosten eines immer wieder erweiterten und entsprechend verschachtelten Bades im Griff zu halten, können wir gerade in Bad Sachsa beim Salztalparadies sehen. Solchen Problemen wollen wir von vornherein aus dem Weg gehen!

Heute geben wir also den Auftrag, die vorgestellte Planung soweit auszuarbeiten, dass wir erstmals Kostenschätzungen für die einzelnen Vorhaben bekommen. Dies ist die unverzichtbare Grundlage für den dann zu fassenden Beschluss, mit den Baumaßnahmen zu beginnen. Dabei halten wir uns heute noch einige Optionen offen, die verantwortlich erst bei Kenntnis der Bau- und Betriebskosten zu entscheiden sind. Ich nenne hier ausdrücklich die Länge der Bahnen im Freibad und die Errichtung eines Warmaußenbeckens.

Für die SPD-Fraktion ist der vorgestellte Entwurf rund und trägt auch der demografischen Entwicklung Rechnung. Gerade mit dem Kursbecken und seiner separaten Nutzbarkeit ermöglichen wir viele neue Angebote im boomenden Gesundheitsmarkt, die auch von Drittanbietern im Aloha durchgeführt werden können.

Wir haben jetzt einen Planungsstand erreicht, der realistische Abschätzungen über die Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlaubt. Erst seit Ende April wissen wir, dass es eine komplette Schließung von 22 Monaten oder vielleicht mehr geben wird, die nach den heute zu fassenden Beschlüssen auch die Sauna einschließt. Dem gegenüber stand der erste Masterplan aus dem letzten Jahr, bei dem wir noch von einer vorübergehenden Schließung im Bereich einiger Wochen bzw. weniger Monate ausgegangen waren. Seitdem haben wir aber die Erkenntnis gewonnen, dass das Ziel einer zukunftsweisenden Aufstellung des Aloha deutlich tiefere Eingriffe in die Technik erfordert, als das im letzten Spätsommer angedacht war.

Wir haben auch diskutiert, ob es Sinn macht, den Saunabetrieb während der Bauarbeiten aufrechtzuerhalten. Abgesehen davon, dass es fraglich ist, wie attraktiv der Besuch einer Sauna inmitten einer Großbaustelle mit Dreck und Lärm ist, haben uns die Planer vorgerechnet, dass wir zusätzliche Technik für rund eine halbe Million Euro plus Mehrwertsteuer bräuchten, um die fehlende Versorgung durch die stillgelegte Schwimmbadtechnik zu ersetzen. Dazu kämen die weiter laufenden Kosten für Energie und Personal. Unterm Strich wäre das ein immenser Zuschussbedarf für eine Anlage, von der wir nicht wissen, wie viele Besucher trotz der Beeinträchtigungen überhaupt noch kommen. Daher sprechen wir uns dafür aus, das Aloha während der Bauzeit komplett zu schließen.

Das beschert uns am Ende zwei personelle Probleme:
1. Was machen wir mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für die wir während der Bauzeit keine Arbeit haben? Und
2. Wie stellen wir sicher, dass zur Neueröffnung wieder genügend Personal vorhanden ist, um den Betrieb zu stemmen?

Ich gebe zu: eine Generallösung haben wir nicht. Wir haben intensiv über den Vorschlag des Personalrats diskutiert, das Schwimmbad an anderer Stelle neu zu bauen. Das hätte natürlich den Charme, dass wir uns übers Personal keine Sorgen machen müssten. Aber der Vorschlag hat einige Haken, die ihn letztlich unrealistisch erscheinen lassen. Es fängt mit den Kosten an: wir müssten nicht nur die Gebäudeteile und Anlagen abbrechen, die wir für das neue Bad nicht mehr brauchen, sondern das komplette Aloha, so wie es dasteht müsste in eine grüne Wiese zurückverwandelt werden. Dabei würden wir einen Saunabereich abbrechen, dessen Neubau rund 2,5 Mio. Euro kosten würde und der bei der Sanierung nicht angefasst würde. Auch die vorhandenen Fundamente haben sich als besser erwiesen, als es zunächst den Anschein hatte. Lediglich das Schwimmerbecken im Freibad muss eine bessere Gründung erhalten, alle anderen Bestandsbauten stehen auf festen Fundamenten. Und ein neues Grundstück müssten wir natürlich auch bezahlen. Vor diesem Hintergrund ist es einigermaßen unrealistisch, dass wir mit einem funktional gleichwertigen Neubau billiger davonkämen.

Das zweite gewichtige Argument gegen einen Neubau ist die Zeitschiene. Selbst wenn wir einen Bauplatz hätten, der eine ähnlich gute Erreichbarkeit wie der jetzige Standort hat - und da zähle ich das vom Personalrat vorgeschlagene Katzensteiner Industriegebiet nicht dazu - bräuchten wir mehrere Jahre, um den neuen Standort planungsrechtlich zu erschließen. Dann würden wir nicht 2020 wiedereröffnen, sondern vielleicht 2023. Solange halten aber die provisorischen Stützen über dem Nichtschwimmerbecken innen nicht und auch dieser Bereich müsste zwischenzeitlich gesperrt werden. Wir müssten zusätzlich einen neuen Zugang zur Sauna erstellen, da der jetzige dann zu wäre. Wir würden also zusätzlich in einen Altbau investieren, der danach abgerissen würde. Neben den Kosten würden wir uns mit einem Neubau also noch zusätzliche Probleme einhandeln und daher sehen wir keine Alternative zu einer Sanierung des bestehenden Standorts.

Lassen Sie mich an dieser Stelle nochmal unsere politischen Prioritäten zusammenfassen: Ziel ist ein Aloha, das wir uns auch in den nächsten Jahrzehnten leisten können und das für alle Einwohnerinnen und Einwohner einen Beitrag zur Lebensqualität in unserer Stadt leistet. Das ist in der Vergangenheit nicht zuletzt dank engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut gelungen. Für die kommenden Jahre sehe ich aber die Herausforderung, das Bad mit geringeren laufenden Kosten zu betreiben. Das liegt vor allem daran, dass wir nicht davon ausgehen können, dass die Ausschüttungen der Harz Energie auf ewig in dieser Höhe weiterfließen. Bislang hat die Harz Energie die Veränderungen auf dem Energiemarkt gut gemeistert und dabei weit besser abgeschnitten als große Versorger wie RWE oder EON. Wenn ich mir die Kommunen anschaue, die Anteile an RWE und EON halten, dann sehe ich, dass dort bereits Haushaltssperren erlassen wurden, weil die Dividenden stark zurückgegangen sind. Wir müssen also darauf vorbereitet sein, mit einer geringeren Ausschüttung der Harz Energie auszukommen.

Die positive Seite der Medaille ist das Entstehen eines Bades, das einen wichtigen Beitrag zur Attraktivität Osterodes als Wohnort leistet, für absehbare und zu befürchtende Veränderungen gerüstet ist und den Beschäftigten wieder für viele Jahre einen sicheren Arbeitsplatz bietet. Die negative Seite derselben Medaille ist eine Schließzeit, die nach heutigem Stand 22 Monate dauern wird. Und das ist leider zu lange, um das komplette Personal über diese Zeit direkt oder indirekt mit Hilfe von Programmen der Bundesagentur für Arbeit weiterzubeschäftigen. Betriebsbedingte Kündigungen werden sich höchstwahrscheinlich nicht vermeiden lassen, das sage ich hier in aller Deutlichkeit. Unser Anliegen als SPD ist, dass dieser harte Einschnitt in die Lebensplanung der Betroffenen nur so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie unbedingt nötig betrifft. Die Suche nach individuellen Lösungen läuft ja bereits und wir hoffen, dass sich für möglichst viele auf diesem Wege eine andere Beschäftigung für die Zeit der Schließung findet. Der gute Wille dazu ist bei allen Beteiligten in der Politik und vor allem auch beim Bürgermeister vorhanden, davon bin ich überzeugt! Wenn der Personalrat weitere Lösungen anbieten kann, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, dann haben wir dafür ganz sicher ein offenes Ohr. Nur müssen wir eben auf dem Boden der Realitäten bleiben und pauschale Anwürfe wie "das hat in anderen Kommunen auch geklappt" bringen uns ohne Kenntnis der Details leider nicht weiter.

Sicher ist auch, dass wir zur Neueröffnung des Aloha wieder ein gutes Team brauchen, das den Betrieb sicherstellt und dafür sorgt, dass sich die Besucher in der Einrichtung wohl fühlen. Wir können nicht einfach zur Arbeitsagentur gehen und davon ausgehen, dass es genügend gut ausgebildete Arbeitslose gibt, die ohne lange Einarbeitung wissen, was zu tun ist. Wir brauchen die fach- und betriebskundigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück, auch wenn wir sie in der Zwischenzeit nicht beschäftigen können.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Satz zur Gastronomie sagen: wir trennen uns zwar vom althergebrachten Schwimmbadrestaurant, aber wir denken, dass eine zentrale Gastronomie für alle drei Bereiche Hallenbad, Freibad und Sauna die effektivste Lösung ist und ein Schwimmbad kein Gourmettempel sein muss. Das Angebot an Speisen und Getränken muss sich am Bedarf der Besucher orientieren und da reichen kleine Gerichte unserer Ansicht nach völlig aus. Wenn wir dabei gleich noch die durch die Schließung der Schwimmhalle verursachte Hängepartie des aktuellen Pächters im gegenseitigen Einvernehmen beenden können, ist das umso besser.

Wir denken also, dass wir mit dem vorgestellten Konzept das Ziel eines attraktiven Bades mit vertretbarem Zuschussbedarf erreichen können und die Einrichtung Aloha für die nächsten Jahrzehnte sichern. Das ist noch nicht der Beschluss, tatsächlich zu bauen und wir müssen uns für eine mündige Entscheidung auch im nächsten Schritt noch Änderungen im Lichte neuer Erkenntnisse vorbehalten. Wir sind aber der Meinung, dass das jetzt vorgestellte Konzept gute Realisierungschancen hat und daher soll es weiter ausgearbeitet und mit belastbaren Berechnungen der Kosten versehen werden. Aus diesem Grund werden wir heute den dazu nötigen Planungen, der Schließung der Sauna während der Bauzeit und der Ermächtigung zur vorzeitigen Beendigung des Pachtverhältnisses für das Aloha-Inn zustimmen.


Die Präsentation der Planer ist auf der Seite der Stadt Osterode am Harz zum Download bereitgestellt unter http://www.osterode.de/portal/meldungen/sanierung-des-aloha-hier-finden-sie-den-konzeptentwurf-912002685-21351.html?rubrik=912000003