Man staunte nicht schlecht am Donnerstagabend. Der Parkplatz vor dem Neuen Schützenhaus war brechend voll und nicht anders sah es im Saal aus. Die SPD hatte zum zweiten Bürgerdialog eingeladen, der die Zukunft der Osteroder Innenstadt thematisieren wollte. Bevor allerdings der Ortsvereinsvorsitzende Alexander Saade die Anwesenden begrüßen konnte, mussten erst einmal weitere Stühle herbeigeschafft werden, um allen Bürgerinnen und Bürgern eine Sitzgelegenheit zu bieten.

Der Vorsitzende umriss das Feld, um das es an diesem Abend gehen sollte. Unsere Fußgängerzone ist in die Jahre gekommen und eine Umgestaltung des Innenstadtbereichs brennt vielen Bürgerinnen und Bürgern auf den Nägeln. Und er machte deutlich, dass die SPD Osterode auf einen Dialog setzt - auf einen Dialog zwischen der Politik und der Osteroder Bürgerschaft mit dem Ziel, unsere Innenstadt zukunftsfähig zu machen. Alles dürfe gedacht werden und man möge sich ja vor vorgefertigten Meinungen hüten!

Als Podiumsgäste und Experten waren der Kasseler Stadtplaner Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock, Bürgermeister Klaus Becker, der Erste Stadtrat Thomas Christiansen, der Vorsitzende des VTM Rolf Grönig sowie Klaus Bachmann als Vertreter der unteren Denkmalschutzbehörde eingeladen worden. Unter der Moderation von Jörg Hüddersen wollten sie mit den zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern über die Zukunft unserer Innenstadt diskutieren.

In seinem Eingangsvortrag benannte Prof. Altrock die Schwierigkeiten, mit denen sich viele Städte mit schrumpfender Bevölkerung konfrontiert sehen. Einwohnerverluste führen häufig zu innerstädtischen Vitalitätsverlusten. Leerstände nehmen zu, weil viele Geschäfte schließen. Mieteinnahmen brechen weg, so dass Eigentümern oft die Mittel fehlen, in ihre Gebäude zu investieren. Der Experte zeigte aber auch, dass es durchaus möglich ist, mit diesen Problemen fertig zu werden. Vielen Städten sei es gelungen, neues Leben in ihre Innenstädte zu bekommen. „Warum sollte Osterode das nicht schaffen?“, fragte er und gab Denkanstöße, wie Lösungswege aussehen könnten. Nötig sei eine Vitalisierung der Innenstadt – ihre Lebendigkeit müsse wiederhergestellt werden. Dazu müssten die Leerstände innovativ reduziert werden. Leere Ladenlokale könnten in Wohnraum umgewandelt werden, denn gerade bei einer alternden Bevölkerung sei Wohnen in der Osteroder Innenstadt sehr attraktiv: kurze Wege, keine Berge, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte, die gut zu Fuß zu erreichen sind – all das spreche für das Wohnen im Zentrum. Auch Zwischennutzungen seien denkbar und allemal besser als ein Leerstand. Und die Schlüsselgebäude in der Stadt müssten wieder genutzt werden. Wer denkt da nicht gleich an die Schachtruppvilla und an das alte Kino? Allerdings machte der Professor auch klar, dass es die Sache der Osteroderinnen und Osteroder sei, das Passende für ihre Stadt zu finden, denn niemand kenne die Stadt besser als die Bürgerinnen und Bürger.

Besonders kritisch betrachteten einige Diskussionsteilnehmer die Rolle des Denkmalschutzes. Sie fragten, ob seine Vorgaben die Entwicklung nicht hemmen würden. Der Vertreter des Landkreises versicherte: „Sprechen Sie mit uns! Nur wenn wir konkrete Vorhaben diskutieren, können wir sehen, was möglich ist.“

Manche Teilnehmer schlugen die Öffnung der Fußgängerzone für den Autoverkehr vor, andere widersprachen dem sehr heftig. Auch wurde gefragt, ob eine Vermarktung Osterodes von außen nicht Sinn mache. Einig war man sich schließlich aber darin, dass ein gut funktionierendes Netzwerk nötig sei, das die Vorschläge und Maßnahmen bündeln müsse. Hier könne der VTM eine wichtige Rolle spielen.

Der SPD-Ortsverein kann mit diesem Bürgerdialog sehr zufrieden sein, ist es doch gelungen, das Thema „Innenstadt“ ganz weit nach oben auf die kommunalpolitische Agenda zu setzen. Für fertige Lösungen ist es allerdings noch viel zu früh: Wir stehen ja erst am Anfang des Prozesses. Rat und Verwaltung der Stadt dürften jedenfalls jede Menge Stoff zum Nachdenken bekommen haben.

Mit viel Zustimmung im Saal fragte eine Teilnehmerin am Ende des Abends den Ortsvereinsvorsitzenden, ob dieser Bürgerdialog fortgesetzt werde – das wäre doch sehr wünschenswert! Alexander Saade antwortete darauf: „Das wird geschehen. Die SPD wird sich darum kümmern. Verlassen Sie sich darauf!“

Videomitschnitte der Diskussion