Mit seinem Vortrag über die Schulentwicklung hat Dr. Ernst Rösner heute Abend eine große Diskussion über die Schulen im Kreis Osterode ausgelöst. Es zeigte sich, dass es eine große Nachfrage bei Eltern nach einer zusätzlichen Gesamtschule in der Kreisstadt neben der KGS in Bad Lauterberg gibt. Aber auch die von Rösner erfundene "Gemeinschaftsschule" für Schleswig-Holstein traf auf eine große Offenheit angesichts der sterbenden Form der Hauptschulen. Der Refernet riet allen Bildungspolitikern, als bisher Gedachte über Bord zu werfen und ganz neu anfangen zu denken.

"Bildungspolitiker sollten ganz neu anfangen zu denken", fasste Dr. Ernst Rösner vom Institut für Schulentwicklung an der Technischen Universität Dortmund seine Empfehlung nach der Diskussion in der Stadthalle zusammen. Angesichts der Tatsache, dass die Hauptschule keine Zukunft habe und die Realschule ebenso Probleme bekomme, seien neue Schulstrukturen gefordert, sagte der Referent am Montag in seinem Vortrag während einer Diskussionsveranstaltung, die der SPD-Ortsverein und der SPD-Unterbezirk Osterode gemeinsam organisiert hatten. Anhand von Statistiken zeigte der Wissen- schaftler, dass angesichts der sinkenden Schüler- zahlen hauptsächlich die Hauptschule betroffen ist. Es sei aber schon abzusehen, dass bald auch die Realschulen auf weniger Schüler bauen könnten, weil Eltern für ihre Kinder die für sie bestmögliche Schulbildung wünschen. Doch sei hier kein falscher Elternehrgeiz zu kritisieren, denn mit den Herausforderungen stiegen oft auch die Leistungen der meisten Schülerinnen und Schüler, stellte Rösner fest.

Das Ziel der Eltern, dass ihre Kinder möglichst einen besseren Schulabschluss als sie selbst erhalten, sei nur verständlich und auch vernünftig, weil die Anforderungen für den Einstieg in eine Berufsausbildung ebenfalls gestiegen seien. Wo früher ein Hauptschulabschluss reichte, sei heute mindestens ein Realschulabschluss gefordert, statt Realschulabschluss oft das Abitur. "Das Gymnasium hat expandiert auf Kosten der Realschule, die Hauptschule trat Schüler an die Realschule ab", stellte Rösner als ein Forschungsergebnis fest und vertrat die Ansicht, dass Eltern "die wahren Bildungspolitiker" seien.

Deshalb habe sich das dreigliedrige Schulsystem überlebt, wenn es überhaupt je sinnvoll war. Denn begabungsgerecht sei es nie gewesen. "Weltweit praktizieren 15 Länder die Frühauslese von 10-jährigen Kindern. 14 davon sind Bundesländer, dazu kommt Österreich", erklärte der Referent und machte deutlich, dass "nur wir in Deutschland Kinder in ein System einpassen" und nicht das System dem Bedarf entsprechend entwickeln.

Für Schleswig-Holstein hat Rösner das Modell der Gemeinschaftsschule entwickelt, das sich gerade zum "Renner" entwickelt. Haupt- und Realschule sind zusammengefasst und auch gymnasiale Angebote werden gemacht. Im nördlichsten Bundesland sind dafür minimal 300 Schülerinnen und Schüler gefordert, eine gymnasiale Oberstufe ist nicht zwingend. Inzwischen gebe es 96 Gemeinschaftsschulen vorwiegend in CDU-regierten Kommunen.

Podium Rösner
Die Podiumsdiskussion moderierte Peter Wendlandt (hier bei der Begrüßung am Pult). Links davon Landrat Bernhard Reuter, Dr. Ernst Rösner, Bürgermeister Klaus Becker und Landtagsabgeordneter Karl Heinz Hausmann Fotos: K.H.Bleß

Die Folien des Vortrags sind hier herunterzuladen: