Der SPD-Ortsverein hat eine Informationsfahrt zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen organisiert. Der Vorstand war überrascht und erfreut zugleich über das große Interesse an dieser Fahrt. Selbst Mitglieder, die sonst eher selten an Parteiveranstaltugnen teilhehmen, waren dabei. Auf Anregung des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog im Gedenken an die Befreiung des KZ Auschwitz 1945 begeht der SPD-Ortsverein Osterode in jedem Jahr einen Holocaust-Gedenktag.

Gerlinde Menzel hatte die Idee eingebracht und übernahm die Vorbereitung und Reiseleitung. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte waren erfreut, eine so große Gruppe aus Osterode zu begrüßen, ist doch auch Osterode am Harz auf den Schautafeln im neuerbauten Museum nicht unerheblich vertreten (Firma Heber in Freiheit, sowie das geplante unterirdische Hydrierwerk für Treib und Schmierstoffe, Dachs IV, in den Gipsbergen unterhalb des Sedansturm, Gipsbruch Roddewig). Nach einem einstündigen außerordentlichen intensiven Vortrag, in dem auch Fragen beantwortet wurden, teilte sich die Gruppe. Bei der Besichtigung des Stollens, der nur mit einer Führung möglich ist, war das sehr zweckmäßig, konnte doch jeder den Erläuterungen und Erklärungen so folgen, das kein Wort verloren ging.

Im Anhydritgestein des Kohnsteins war bereits ein umfangreiches Stollensystem vorhanden, als nach der Bombardierung von Peenemünde im August 1943 bereits wenige Monate später ab Januar 1944 die ersten V-Waffen im Stollen hergestellt wurden. Im Oktober 1944 erhielt das Lager „Dora“ unter dem Namen „Konzentrationslager Mittelbau“ des Status eines selbstständigen KZ.. Noch in den letzten Kriegswochen wurden die unterirdischen Anlagen ständig ausgebaut.

Exekutionen und die Ermordung besonders missliebiger, insbesondere politischer Häftlinge waren in der Endphase an der Tagesordnung.

Von den 60 000 Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora kamen 20 000 ums Leben. Seit 1995 ist das Stollensystem durch einen neu angelegten Tunnel zugänglich.

Zu sehen sind u.a. die ehemaligen Schlafstollen der Häftlinge, in denen später die V 1 montiert wurde. 1250 Häftlinge mussten in einem Stollen unter unsäglichen Bedingungen dort gleichzeitig schlafen. Es gab keine Toiletten, kein Wasser. An Ausruhen war nicht zu denken, da der Lärm der Sprengungen und Bohrungen permanent weiter geführt wurden. Erst später wurde das überirdische Barackenlager errichtet. Ein Modell veranschaulicht die Ausmaße der unterirdischen Produktionsanlage. in der die Endmontage der V 2, die Flugbombe Fi 103 (V1), und die Fertigung des Volksjägers HE 162 stattfand. Noch Anfang 1945 lief die Produktion der Flugabwehrraketen „Taifun“ und "R4M“ an, da war Breslau schon „Festung“ und Aachen von den Amerikanern eingenommen.

Noch im Januar 1945 wurden Häftlinge aus den KZ Auschwitz und Groß-Rosen nach Mittelbau Dora gebracht. Am 11. April 1945 befreiten Einheiten der III. US-Armee das Lager. Nur einige hundert Häftlinge wurden gefunden, die anderen waren durch die SS auf Todesmärsche Richtung Westen geführt. Eine Stehle in der Nähe des Osteroder Südbahnhofs erinnert an die dort erfolgte Erschießung von Häftlingen.

Nach dem Besuch der Stollen, des Außenlagers und des Museums ging es wieder zurück nach Osterode. Jeder hing seinen Gedanken nach und versuchte die Eindrücke zu verarbeiten.

Gerlinde Menzel